Häufige Verletzungen an Fuß & Sprunggelenk
Der Fuß und das Sprunggelenk bilden ein biomechanisch höchst komplexes System, das im wahrsten Sinne des Wortes unser gesamtes Körpergewicht trägt und bei jeder Bewegung (Gehen, Laufen, Springen) enormen Kräften standhalten muss. Entsprechend vielfältig sind die Verletzungen, die in diesem Bereich auftreten können – von akuten Band- und Knochenverletzungen bis zu chronischen Überlastungsschäden. Im Folgenden betrachten wir die wichtigsten Verletzungsmuster, ihre Diagnostik und Therapie sowie den oftmals entscheidenden Baustein der konservativen Behandlung: Fußorthesen.
Akute Bandverletzungen (Distorsionen)
Wenn der Fuß „umknickt“, kommt es meist zu Bänderdehnungen oder -rissen. Am häufigsten ist das inversionelle Trauma, bei dem der Fuß nach innen gekippt wird und insbesondere die Außenbänder (Ligamentum talofibulare anterius, Lig. calcaneofibulare) überdehnt oder gerissen werden. Klinisch zeigt sich ein rasches Anschwellen, oft gefolgt von einem Hämatom und deutlichen Druckschmerzen.
- Grad I: leichte Dehnung ohne Faserkontinuitätsverlust
- Grad II: partieller Riss mit moderater Instabilität
- Grad III: kompletter Riss, häufig mit ausgeprägter Gelenkinstabilität
Therapie
In den ersten 48–72 Stunden gilt das PECH-Schema (Pause, Eis, Compression, Hochlagerung). Bei Grad I und II schließt sich meist eine funktionelle Therapie mit frühzeitiger Mobilisation und propriozeptivem Training an. Grad III-Verletzungen können je nach Instabilitätsgrad operativ versorgt werden.
Knochenbrüche
Brüche im Fuß-Sprunggelenk-Bereich sind häufig Folge von Stürzen, Umknicktraumen oder Überlastung. Zu den klassischen Frakturen gehören:
- Trimalleoläre Fraktur (Innen-, Außen- und hintere Malleole)
- Jones-Fraktur (Basis des 5. Metatarsus)
- Calcaneus- und Talusfrakturen, vor allem bei Sturz aus Höhe
Nach anfänglicher Ruhigstellung (Gips oder Orthese) entscheidet das Verschiebungs- bzw. Dislokationsausmaß über konservative oder operative Behandlung. Eine verzögerte oder unzureichende Therapie kann zu bleibenden Fehlstellungen und Arthrose führen.
Sehnenrupturen und Tendinopathien
Die Achillessehne ist die stärkste Sehne des Körpers, kann aber bei direkter Gewalteinwirkung oder chronischer Überlastung reißen. Patienten berichten von einem „Knall“ im Unterschenkel und haben oft das Gefühl, getreten worden zu sein. Funktionell fällt dann die Plantarflexion deutlich ab.
Chronische Tendinopathien (Achillodynie, Peronealsehnenreizungen) entwickeln sich über Wochen oder Monate und gehen mit belastungsabhängigen Schmerzen und lokaler Druckempfindlichkeit einher.
Überlastungssyndrome
Plantarfasziitis, Stressfrakturen und Metatarsalgien entstehen durch wiederholte Mikrotraumen, etwa beim Laufen auf harten Untergründen oder durch falsches Schuhwerk. Typisch ist ein stechender Fersenschmerz, besonders nach Ruhephasen („Morgensteifigkeit“). Ohne gezielte Behandlung können sich die Beschwerden chronifizieren und die Mobilität langfristig einschränken.

Diagnostik: Der Schlüssel zum Behandlungserfolg
- Anamnese
– Unfallmechanismus, Schmerzcharakter, Belastungsfähigkeit - Klinische Untersuchung
– Inspektion (Schwellung, Fehlstellung), Funktionstests, Stabilitätsprüfungen - Bildgebung
– Röntgen (Knochen), Ultraschall (Sehnen), MRT (Weichteile, Knochenmark) - Funktionsanalyse
– Gangbild, Druckmessung (Pedobarographie), 3D-Fußscan
Konservative vs. operative Therapie
Verletzungstyp | Konservativ | Operativ |
---|---|---|
Distorsion Grad I–II | PECH, Tape/Orthese, Physiotherapie | Nur bei Persistenz oder wiederholten Rissen |
Trimalleoläre Fraktur | Reposition + Gips/Orthese | Plattenosteosynthese, Schrauben |
Achillessehnenruptur | Funktionelle Schiene, exzentrisches Training | Naht/Rupturektomie je nach Fall |
Plantarfasziitis/Metatarsalgie | Dehnung, Stoßwelle, Einlagen | Endoskopische Fasziotomie (selten) |
Rehabilitation und Prävention
Ein strukturierter Reha-Plan beinhaltet:
- Frühmobilisation, um Gelenksteifigkeit zu vermeiden
- Kräftigung der Fuß- und Unterschenkelmuskulatur (Theraband-Übungen)
- Propriozeptionstraining (Balancekissen, Wackelbretter)
- Gang- und Laufanalyse zur Optimierung der Technik
- Schuhberatung: geeignete Dämpfung, Stabilität und Passform
Präventiv sind eine kontinuierliche Bewegungskontrolle und gezieltes Fußmuskeltraining essenziell.

Fußorthesen: Ein zentraler Baustein
Individuell angepasste Fußorthesen (auch Einlagen oder Orthesen für den Fuß genannt) sind ein wirkungsvolles, konservatives Hilfsmittel zur Behandlung und Prävention zahlreicher Füßerkrankungen. Sie stabilisieren das Fuß-Sprunggelenk, korrigieren Fehlstellungen und verteilen den Druck optimal.
Wirkprinzip:
– Umverteilung der Plantardrücke zur Entlastung schmerzender Areale
– Korrektur von Achsenabweichungen (z. B. Pes planus oder cavus)
– Begrenzung schädlicher Bewegungsradien (Inversion/Eversion)
Typen und Materialien
Typ | Eigenschaft | Anwendungsbeispiel |
---|---|---|
Weichbettungseinlagen | Schaum/Gel, stoßdämpfend | Sport, Alltagsgebrauch |
Semirigide Orthesen | Kork-Kunststoff-Verbund, formstabil | Fehlstellungskorrektur, Metatarsalgie |
EVA-/PU-Orthesen | Leicht, präzise Anpassung per Digital-Scan | Läufer, Überlastungssyndrome |
Nachtschienen (Night Splints) | Ruhigstellung über Nacht | Plantarfasziitis |
Herstellungsprozess
- Fußabdruck (klassisch oder 3D-Scan)
- Druckmessung (Pedobarographie)
- Laboranpassung (Thermoplast-Erwärmung, Fräsen)
- Feinjustage in der Praxis
Evidenz und Langzeiteffekte
Zahlreiche Studien belegen, dass maßgefertigte Orthesen die Schmerzen bei Plantarfasziitis signifikant reduzieren und die Gangstabilität bei Fehlstellungen verbessern. Langfristig können sie verhindern, dass sich Überlastungsschäden chronifizieren und teure Operationen nötig werden.
Zusammenfassung
Verletzungen im Bereich Fuß und Sprunggelenk reichen von akuten Band- und Knochenverletzungen bis zu chronischen Überlastungssyndromen. Eine exakte Diagnostik bildet die Grundlage jeder Therapie, die je nach Schweregrad konservativ (Physiotherapie, Orthesen, Stoßwelle) oder operativ erfolgen kann. Fußorthesen stellen dabei einen besonders effizienten und kosteneffektiven Baustein dar, um Schmerzen zu lindern, Fehlstellungen zu korrigieren und langfristig die Fußgesundheit zu sichern.